DE-1992-JUD-NL-KRITZ Nachlass Kritzer, 1899-1989 (Bestand)

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Ref. code:DE-1992-JUD-NL-KRITZ
Ref. code AP:DE-1992-JUD-NL-KRITZ
Title:Nachlass Kritzer
Creation date(s):1899 - 1989
Level:Bestand
Extent:8 AE

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Verwaltungsgeschichte, Biografische Angaben:Die Überlieferung enthält Unterlagen zur Familie von August Strauß, geboren am 30.01.1863 in Karlsruhe. Er war zunächst Teilhaber einer Bank und Hauseigentümer in Regensburg. Mit seiner am 07.02.1873 in Ulm geborenen Frau Emmy hatte er drei Kinder: Ferdinand, Henriette (geb. 01.04.1901) und Johanna (geb. 05.03.1900). Im Jahr 1914 zog die Familie nach München um, zunächst in die Lucile-Grahn-Straße und 1915 in die Ismaninger Straße 102, wo sie bis 1928 wohnte.

Der Sohn Ferdinand Strauß starb am 26.11.1933 an Lungentuberkulose. Die Tochter Henriette Strauß heiratete Theo Weil, der Ende der 1930er Jahre in die USA auswanderte. Sein Plan, seine Frau und seinen Vater dorthin nachkommen zu lassen, blieb unverwirklicht. Nachdem sie zuvor Zwangsarbeit in Lohhof geleistet hatte, wurde Henriette Strauß am 01.04.1942 in das Sammellager Milbertshofen eingewiesen und von dort nach Pianski, Kreis Lublin, deportiert, wo sie im Laufe des Jahres 1942 zu Tode gekommen sein muss. Noch bis Jahresende 1942 hatte ihre Schwester Johanna ihr dorthin Essenspäckchen gesandt, deren Zustellung aber zuletzt nicht mehr quittiert worden war.

Johanna Strauß hatte 1928 Ernst Kritzer (ehem. Weltkriegsoffizier und Mitglied eines Freikorps sowie der SA) geheiratet. Mit ihm hatte sie die Kinder Peter und Susi. Es handelte sich dabei um eine sogenannte priviligierte Mischehe; von Eltern und Kindern war daher nach dessen Einführung 1941 kein Judenstern zu tragen, und sie waren auch sonst nicht von den diskriminierenden Regelungen betroffen, denen die jüdische Bevölkerung generell unterworfen war. Sohn Peter Kritzer konnte somit auch Mitglied des Jungvolks der Hitlerjugend werden.

Am 15.06.1942 wurden August und Emma Strauß, die inzwischen im jüdischen Altenheim in der Mathildenstraße 8 gewohnt hatten, in das Sammellager in der Knorrstraße 148 überführt und von dort nach Theresienstadt deportiert. August Strauß kam dort am 30.11.1942 ums Leben, Emma Strauß bereits am 25.08.1942.

Nach dem Tod ihres Ehemannes Ernst Kritzer am 08.01.1945 bei einem britischen Luftangriff auf München wurde Johanna Kritzer zum 20.02.1945 zum besonderen Arbeitseinsatz befohlen, wozu sie sich bei der Gestapo-Dienststelle einfinden sollte. Aufgrund persönlicher Fürsprache von Nachbarn wurde das Datum für die Gestellung um drei Wochen nach hinten verschoben. Obwohl sich Johanna Kritzer auch dann nicht zum Arbeitseinsatz einfand, blieb sie bis zum Einmarsch der amerikanischen Truppen in München am 30.04.1945 in dieser Hinsicht unbehelligt.

In einer Sendung des Bayerischen Rundfunks vom 07.01.1989 nach dem Manuskript von Peter Kritzer wurde das Schicksal der Familie einer breiten Öffentlichkeit bekanntgemacht.
Archival history:Der bei Kriegsende 14-jährige Sohn Peter Kritzer hatte die in diesem Nachlass vorhandenen Unterlagen und Dokumente nach dem Tod seiner Mutter Johanna Kritzer aufbewahrt.

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Former reference codes:DE-1992-JUD-V-0169

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Veröffentlichungen:"Reisefertig und abholbereit" (Sendung des Bayerischen Rundfunks vom 07.01.1989)
 

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