MILCH Milchamt, 1862-1965 (Bestand)

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Ref. code:MILCH
Ref. code AP:MILCH
Title:Milchamt
Creation date(s):1862 - 1965
Level:Bestand
Extent:208 Nummern
Running meters:2.60

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Verwaltungsgeschichte, Biografische Angaben:Den Beschlüssen des Magistrats vom 24.04.1906 und des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigten vom 05.07.1906 zufolge sollten die bisher vom bezirksärtzlichen Bureau durchgeführten Untersuchungen der in den Handel gebrachten Milch einer eigens dafür zuständigen Milchuntersuchungsstelle übertragen werden, wenn die kgl. Untersuchungsanstalt für Nahrungs- und Genussmittel gegen eine Aufwandsentschädigung diese Aufgabe nicht übernehmen konnte. Diese Aufgabenteilung ließ sich jedoch nicht verwirklichen, da beide städtischen Kollegien aufgrund des hohen finanziellen Aufwandes die Adaptierung der Salvatormarkthalle für die kgl. Untersuchungsanstalt ablehnten.

Beide Seiten einigten sich schließlich auf einen Vertragsentwurf, der am 27.11.1906 nach vorheriger Zustimmung der beiden städtischen Kollegien von Bürgermeister Alois Panzer und dem Direktor der kgl. Untersuchungsanstalt für Nahrungs- und Genußmittel zu München Paul unterzeichnet wurde. Gemäß den Vertragsbestimmungen wurde eine
„Amtliche Milchuntersuchungsstelle der Kgl.. Haupt- und Residenzstadt München“ zur Überwachung des Verkehrs mit Milch in der Stadt eingerichtet. Ihre Aufgabe umfasste neben der Milchkontrolle und ihrer chemischen Untersuchung auch das Vorgehen in Fällen der Milchfälschung bis hin zur Ausarbeitung von Gutachten für Verhandlungen vor Gericht. Zu ihrer Unterstützung waren ihr für die Kontrollen vor Ort Milchinspektoren zugeteilt. Die Behörde selbst gliederte sich in zwei Abteilungen.

Die tierärztliche Abteilung unterstand dem städtischen Bezirks- und Obertierarzt, der zugleich auch zur Vertretung der Behörde nach außen und zur Führung des Dienstsiegels berechtigt war. Die chemische Abteilung unterstand als Nebenstelle der kgl. Untersuchungsanstalt für Nahrungs- und Genussmittel deren Direktor.

Die Stadt München stellte die Diensträume in der Sendlinger Straße 654 sowie Mittel für deren Einrichtung und Unterhalt zur Verfügung, während die staatliche Seite für das Mobiliar und die
Apparaturen der chemischen Abteilung aufkommen musste. Die erhobenen Gebühren flossen der Stadt zu, wobei aber die Untersuchungen der kgl.. Untersuchungsanstalt mit einer bestimmten Summe pro Jahr abgegolten werden mussten.

Während des Ersten Weltkrieges war zunächst das stellvertretende Generalkommando des I. Armeekorps, dann die Bayerische Landesfettstelle und ab 1917 die Stelle V, dann die Stelle IV des Lebensmittelamtes der Stadt München für die Angelegenheiten der Milchversorgung (Verwaltung der Milchbewirtschaftung, Aufsicht über den Handel und die Preisbildung) zuständig.
Mit der Verbesserung der Versorgungslage nach Kriegsende ging in den einzelnen Bereichen auch eine Reduzierung der verschiedenen Einrichtungen der Zwangswirtschaft einher. Dies führte auch zu einem Abbau des Lebensmittelamtes, dessen bisherige Stelle für Milchbewirtschaftung (Stelle IV) durch Beschluss des Stadtrates vom 01.03.1921 mit der Amtlichen Milchuntersuchungsstelle zusammengefasst und mit Wirkung
vom 01.04.1921 als eigenes Milchamt konstituiert wurde, das dem Lebensmittelreferat (Referat IV) unterstellt wurde.

Nach der Zerstörung des Dienstgebäudes im Jahr 1943 wurde die Zusammenarbeit mit der staatlichen Untersuchungsstelle nach dem Krieg nicht mehr fortgesetzt.
Neben den bisherigen Aufgaben der Milchuntersuchungsstelle war das Milchamt künftig auch für die verwaltungsgemäße Bewirtschaftung der Milch (Frischmilch, Topfen, Kondens- und Trockenmilch) und der Milchprodukte (Butter, Käse) zuständig.

Das Einzugsgebiet für die Milchversorgung Münchens dehnte sich mit dem Wachstum Münchens stetig aus. Während zunächst eine agrarisch strukturierte Randzone um die Stadt den Bedarf decken konnte, änderte sich dies seit der Jahrhundertwende und vor allem seit dem Ersten Weltkrieg. Milch wurde aus zum Teil weit entfernten, aber durch Bahnlinien gut erreichbaren Gebieten wie dem Allgäu nach München gebracht. Mit der Zunahme der Motorisierung änderte sich dies insofern, als nun auch
aus näher gelegenen Gebieten ohne Eisenbahnanschluss die Milch mit dem LKW abgeholt werden konnte. Nach der Tiefkühlverordnung des Münchner Stadtrats von 1925 wurden in den Ortschaften Milchsammelstellen eingerichtet, zu denen die Bauern ihre Milch brachten und sie dort in Kühlanlagen bis zum Abtransport zwischenlagerten. Um nun bereits zu einem frühen Zeitpunkt Kontrollen der Milch vorzunehmen, wurde mit den jeweils zuständigen Landratsämtern vertraglich vereinbart, dass seitens der Stadt Kontrollen der Betriebe vor Ort auch außerhalb des Burgfriedens durchgeführt werden konnten. Diese Verträge mit den daraus folgenden Kontrollmaßnahmen wurden 1966 vom Bayerischen Staatsministeriums des Innern für unzulässig erklärt.

Durch den Beschluss des Kommunalausschusses des Stadtrats vom 03.03.1970, bestätigt durch die Vollversammlung am 08.04.1970, wurde das Milchamt als selbstständige Behörde aufgelöst und als „Abteilung Milchüberwachung“ bei der Veterinärbehörde zur Kontrolle der
Molkereien und der Bauern in der Stadt sowie zur bakteriologischen Untersuchung eingerichtet. Vor allem die Verbesserung der hygienisch-technischen Ausstattung der meisten Betriebe, die Gesundung der Viehbestände und der Strukturwandel auf dem Milchmarkt durch den Rückgang des Verkaufs offener Milch wurden als Grunde aufgeführt. Ein Teil der Aufgaben (Aufsicht über die Milchverkaufsstellen, Gutachtenerstellung,, Strafverfolgung) ging an die Direktion der Bezirksinspektoren.
Archival history:Der Bestand, der zeitlich vor der zweiten Hälfte des 19.. Jahrhunderts bis in die 1960er Jahre reicht, war bisher über eine Kartei erschlossen. Dabei waren häufig mehrere Akten auf einer Karteikarte erfasst. Diese Zusammenfassung wurde aufgehoben und die Akten einzeln mit Hilfe des Datenbankprogramms FAUST verzeichnet und daraus ein Findbuch erstellt. Das Vorwort wurde im April 1993 von Horst Gehringer verfasst. Die bisherigen Signaturen sind in einer Konkordanz den neuen gegenübergestellt.

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Inhalt:Der Bestand umfasst die Aktenüberlieferung der zur Überwachung des Milchhandels in der Stadt im Jahr 1906 eingerichteten städtischen Milchuntersuchungsstelle (ab 1921: Milchamt). Ein Großteil der Akten betrifft die in den umliegenden Landkreisen bei Milchsammelstellen und Molkereien durchgeführten Kontrollen.

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Finding aids:Findbuch, Datenbank

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Bemerkungen (extern):Siehe auch: Ernährungsamt
 

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Permission required:Keine
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:Öffentlich
 

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